Tuesday, September 13, 2011

Im Reich der Warane

Der Komodonationalpark besteht aus einer Gruppe von Inseln, wovon Komodo und Rinca am größten sind und steht unter dem Weltkulturerbe der UNESCO. Ein paar kleine Fischerdörfchen sind auf den Inseln zu finden und es gibt provisorisch angelegte Wanderpfade, ansonsten hat der Mensch nicht in die Natur des Nationalparks eingegriffen. Es gibt keine Kraftfahrtzeuge irgendeiner Art, keine Strassen, keine Städte usw. einfach nur reine Natur, die sich selbst überlassen bleibt.

Neben einer Vielzahl von Tierarten, wie Wildpferde, Wildschweine, Büffel, Rehe, Affen usw. ist der bekannteste Einwohner vom Nationalpark der Komodowaran, der nur auf diesen Inseln in freier Wildnis zu finden ist. Der Waran ist eine Art Echse, die bis über 3 Meter lang und bis zu 100kg schwer werden kann. Warane sind Kanibalen (die Männchen fressen zum Beispiel gelegte Eier, oder auch den eigenen geschlüpften Nachwuchs) und geben bei einer Bissattacke Bakterien ab, die beim Opfer innerhalb von ein paar Tagen zum Tod führen. Kann der Waran seine Beute also nicht direkt erlegen und erwischt sie nur mit einem Biss, verfolgt er das Opfer so lange bis die Bakterien die gewünschte Wirkung erzielt haben. Die Warane sind meist sehr träge und liegen in der Sonne herum um ihre Energie aufzuladen. Im Falle einer Attacke können sie aber bis zu 18km/h schnell laufen und erlegen regelmäßig Pferde, Büffel oder Rehe.

Von Labuanbajo auf Flores ist der Komodonationalpark sehr gut zu erreichen und somit haben wir eine 2 Tagestour zu den Inseln unternommen. Zusammen mit einem Paar aus Frankreich haben wir uns die Kosten für das Boot geteilt und sind am 12.09. um 8 Uhr früh zu der Insel Rinca aufgebrochen. Bei der Ankunft sind natürlich erstmal die Eintrittsgebühren fällig und man bekommt einen Ranger zur Seite gestellt, denn alleine darf man sich auf den Inseln nicht fortbewegen. Nachdem man die Geschichte von Baron Rudolph kennt ist das glaube ich auch besser so. Baron Rudolph besuchte Komodo im Jahr 1974. Um gute Photoaufnahmen von den Waranen zu bekommen, hat er sich etwas von den anderen Touristen getrennt. Bei den Aufnahmen bemerkte er jedoch nicht, dass sich ein weiterer Waran von hinten an ihn herangeschlichen hat. Der Waran attackiert Rudolph und beisst ihm ins Bein, Rudolph fällt zu Boden, sofort greifen auch die anderen Warane an und ein gezielter Biss in den Hals beendet sein Leben. Seit Baron Rudolph ist kein Tourist den Waranen mehr zum Opfer gefallen, aber auch die Ranger und die Bewohner der Fischerdörfer wurden hin und wieder attackiert. Es ist also eine gewisse Vorsicht geboten, wenn man sich im Reich der Warane bewegt!

Gleich nachdem die Gebühr auf Rinca bezahlt ist sieht man einige, vom Essensgeruch der Rangerküche angelockte, Warane. Ca 8 Exemplare lagen unter dem Bungalow herum. In den restlichen 2h in dem wir durch den Dschungel der Insel getreckt sind, haben wir gerade mal noch 3 weitere gesehen. Einer hat sich an den Resten eines, vor 2 Tagen erlegten, Pferdes ernährt und die Knochen abgeleckt um noch ein paar Fleischreste zu erwischen.

Nach dem Rincabesuch ging es zurück aufs Boot und wir sind weiter zur Insel Komodo gefahren. Unterwegs wurden wir mit Mittagessen von der Crew versorgt. Vor Komodo haben wir noch eine Stunde geschnorchelt und dann in einer Bucht für die Übernachtung angelegt. Wieder wurde uns das Abendessen zubereitet und wir haben mit unseren französischen Begleitern noch lange auf dem Boot gesessen und erzählt bevor wir uns in die Kajüte zum Schlafen zurückgezogen haben.

Am nächsten Tag ging es früh raus. Ein schnelles Frühstück und bereits um 7 Uhr sind wir auf der Insel Komodo an Land gegangen. Auf Komodo kommen die größtem Exemplare der Warane vor und wir hatten Glück das wir bereits nach wenigen Minuten im Dschungel 3 Vertreter dieser Kategorie nebeneinander vorgefunden haben. Unser Ranger hat nach ein paar Minuten einen Ast in Richtung der Warane geworfen und diese aus Ihrer Lethargie aufgeweckt. Alle 3 Warane haben sich bedrohlich auf uns zubewegt und irgendwelche, ziemlich aggressiv klingenden, Geräusche von sich gegeben. Das ganze wirkte schon etwas komisch vor allem wenn man weiss, dass die Warane aus dem nichts auf 18km/h beschleunigen können ;-). Aber die Ranger haben immer Stöcke dabei mit denen sie eventuelle Attacken abwehren können und nach ein paar Minuten haben sich die Warane auch beruhigt und wieder hingelegt. Das Trekking auf Komodo war insgesamt interessanter als auf Rinca. Rinca ist sehr trocken und zum größten Teil Steppe, während auf Komodo der Dschungel überwiegt. Zum besichtigen der Warane ist aber Rinca besser geeignet, da dort auf Grund der Rangerküche immer ein paar Vertreter zu sehen sind. Auf Komodo kann man wenn man Pech hat auch gar keinen zu Gesicht bekommen. Ah noch ein Wort zur Rangerküche. In der Vergangenheit wurden die Warane von den Rangers gefüttert, damit die Touristen gute Aufnahmen machen konnten, seit einigen Jahren ist das aber nicht mehr der Fall. Der Mensch soll nicht in die Natur des Nationalparks eingreifen, also sind auch Fütterungen untersagt. Die Warane ernähren sich alle komplett selbstständig!

Anschließend haben wir uns erneut aufs Boot begeben und die doch recht lange Rückfahrt zu Flores angetretet. Unterwegs stand noch 2x Schnorcheln auf dem Programm. Einmal an einer Stelle wo viele Mantas herumschwimmen. Vom Boot aus konnte ich bestimmt 10 Mantas sehen, die mit unter sehr groß waren. Unter Wasser hatte ich leider nicht das Glück. Naja was solls man kann nicht alles haben :-). Kurz vor 18 Uhr sind wir nach 2 ereignisreichen Tagen wieder in Labuanbajo gelandet. Das Boot inklusive Mahlzeiten, Getränke und Snacks hat 200 Euro gekostet die wir durch 4 geteilt haben. Hinzu kommen rund 20 Euro Eintritts- und Rangergebühren für den Nationalpark. Insgesamt hat uns der Ausflug also rund 120 Euro gekostet, die aber auf jeden Fall sehr gut investiert waren. Jetzt sind wir erstmal wieder froh festen Boden unter den Füssen zu haben und werden noch 2-3 Tage in Labuanbajo verbringen, bevor wir ins Landesinnere von Flores reisen wollen.

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