Thursday, November 17, 2011

Phnom Penh

Nach dem doch recht langen Aufenthalt in Malaysia sind wir am 15.11. von Kuala Lumpur nach Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, geflogen. Mit dem Expressbus ging es vom Stadtzentrum in Kuala Lumpur zum Flughafen, aber leider sind wir durch ein Missverständnis am falschen Terminal ausgestiegen. Es hat eine Weile gedauert ehe wir das mitbekommen haben und wir waren gezwungen mit einem weiteren Bus zum richtigen Terminal zu fahren. Alles nicht so problematisch, nur ist uns etwas die Zeit davon gelaufen. Gerade mal 1h und 10 Minuten vor unserer Abflugzeit sind wir endlich am richtigen Terminal angekommen. Seit neuestem muss man bei Air Asia an Automaten die sich am Flughafen befinden einchecken. (Ein manueller Checkin ist zwar auch möglich, aber kostenpflichtig.) Das Einchecken ist nur bis 1h vor Abflug möglich, aber auf die Minute genau ist uns auch das noch gelungen :-). In der Wartehalle des Flughafens haben wir ein paar Burmesen anhand ihrer Longys erkannt und direkt angesprochen. Seit unserer Zeit in Myanmar tragen wir noch 40.000 Kyat (40 Euro) mit uns herum. Ursprünglich dachten wir, dass wir nochmal ein paar Tage von Thailand aus nach Myanmar reisen und das Geld dazu verwenden. Daraus wird aber nichts und Kyat kann man nirgendswo außerhalb von Myanmar umtauschen. Somit haben wir versucht unsere Kyat mit den Burmesen in Dollar zu tauschen, woran sie auch gleich interessiert waren. Natürlich haben wir dabei rund 30% Verlust gemacht, aber immer noch besser als 100% :-). Direkt vor dem Abflug hat es heftig angefangen zu stürmen und der Start des Flugzeuges hat sich nochmal einige Zeit verschoben. Mit rund 1h Verspätung sind wir dann in Phnom Penh gelandet. Das Visa On Arrival war erstaunlich schnell und unkompliziert zu bekommen und kostet 20$. Generell wird in Kambodscha alles in Dollar gezahlt, die lokale Währung Riel spielt nur eine untergeordnete Rolle. In der Warteschlange beim Visaantrag sind wir mit dem Kanadier Steve ins Gespräch gekommen, mit dem wir uns dann direkt ein Taxi ins Stadtzentrum geteilt haben und im Anschluss noch Abendessen waren.

Am nächsten Tag sind wir früh aufgestanden und zusammen mit Steve frühstücken gegangen. Danach haben wir uns gemeinsam auf dem Weg zum "Tuol Sleng" Museum gemacht. Dieses Museum ist ein absolut grausamer Ort. Das Gebäude hat vor der Machtübernahme der Roten Khmer als Schule gedient, wurde von Ihnen aber dann zu einem Gefängnis umfunktioniert. Von 1975 bis 1979 waren hier 17.000 Gefangene stationiert, durchlitten Verhör, Folter und Misshandlung und wurden anschließend zur Exekution zu den 15km entfernten "Killing Fields von Choeung Ek" gebracht. Das Ziel der Roten Khmer war es eine kommunistische Gesellschaft zu erstellen. Dazu mussten sie alle anders Denkenden vernichten und haben einen Völkermord am eigenen Volk begangen, dem rund 3 Millionen von damals 8 Millionen Kambodschanern zum Opfer fielen. Dabei haben sie die komplette geistige Elite ausgerottet. Nach "Tuol Sleng" wurden alle gebracht die irgendwie verdächtig waren. Mit brutalen Foltermethoden wurden sinnlose Geständnisse von den Gefangenen erzwungen und von den 17.000 Insassen haben nur 7 überlebt, von denen heute noch 2 am Leben sind. Das Gefängnis befindet sich noch ziemlich in dem Zustand wie es von den Vietnamesen bei der Befreiung Kambodschas von den Roten Khmer 1979 vorgefunden wurde. Die Folterbetten und Instrumente sind noch vorhanden, man sieht wie das Blut der Insassen die Farben der Bodenfliessen verändert hat. Es sind die Photos von tausenden Häftlingen ausgestellt, denn oftmals haben die Roten Khmer die Gefangenen vor und nach der Folterung photografiert. Bei den 7 Überlebenden handelte es sich um Maler, die für die Roten Khmer Propagandabilder anfertigen mussten. Nach dem Ende dieser Schreckenszeit hat einer der Überlebenden die grausamen Szenen die er gesehen hat gemalt und die Bilder sind ebenfalls im Museum ausgestellt.

Da wir Steve im Museum irgendwie aus den Augen verloren und nicht wiedergefunden haben, sind wir alleine weitergezogen und haben uns am Nachmittag noch das Nationalmuseum angesehen. Das war wesentlich entspannter, denn hier sieht man verschiedene Kunstwerke aus der Historie von Kambodscha ausgestellt. Vor allem Buddha-, Brahma-, Visnu- und Shivastatuen aus den verschiedenen Jahrhunderten sind hier vorzufinden. Viele davon wurden aus den Tempeln von Angkor in das Museum gebracht.

Gestern hatten wir uns erneut mit Steve zum Frühstücken verabredet und haben uns im Anschluss ein Tuk Tuk zu den Killing Fields von Choeung Ek geteilt. Eine Geschichte am Rande ... wir haben vor der Abfahrt mit dem Tuk Tuk Fahrer einen Preis für Hin- und Rückfahrt ausgehandelt. Nachdem wir 3h im Museum waren und uns der Fahrer wieder zurück zum Hotel gebracht hat, haben wir ihn den vereinbarten Betrag und noch 2$ extra gegeben. Der Tuk Tuk Fahrer nimmt das Geld, zerreist wie ein Wilder einen Dollarschein, wirft den Rest auf den Boden, spuckt und tritt drauf, bevor er es aufhebt und in seine Tasche steckt und läuft danach völlig in Rage die Strasse auf und ab. Wir wussten überhaupt nicht wie uns geschieht und was sein Problem ist. Ich kann nur vermuten das es daran lag das wir 1. ihm vor der Abfahrt von 16$ auf 12$ runtergehandlet haben und 2. wir ziemliche lange auf den Killing Fields waren und er dementsprechend lange warten musste. Aber ich meine Deal ist Deal ... jaja die Tuk Tuk Fahrer vorher scheiss freundlich und dann sowas ... wir wissen schon warum wir nur so selten wie möglich auf ein Tuk Tuk zurückgreifen ;-).

Die Killing Fields von Choeung Ek waren die Exekutionsstätte der Roten Khmer. Nachdem die Gefangenen verhört waren, wurden sie hier her gebracht und in Massengräbern hingerichtet. Um keine Munition zu verschwenden haben die Roten Khmer ihre Opfer meist erschlagen und ihnen anschliessend die Kehle durchgeschnitten. 129 Massengräber sind in dieser Gegend zu finden von denen 86 geöffnet und analysiert wurden. Die Knochen und Schädel die man dabei geborgen hat sind in einer Gedenkstupa, die 1988 errichtet wurde, aufgestaplelt. Insgesamt bekommt man beim Besuch des Tuol Sleng Museums und der Killing Fields von Choeung Ek einen guten Eindruck von der brutalen Herrschaft der Roten Khmer und der grausamen Geschichte die das kambodschanische Volk vor gerade einmal 35 Jahren erleben musste.

Gestern Abend waren wir noch einmal zum Abschied mit Steve zum Essen. Er zieht heute nach Siem Reap weiter und wir werden uns noch einen Tag in Phnom Penh ausruhen bevor wir morgen in den Süden nach Kampot fahren wollen.

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